Augenzeugen

Die Zusammenarbeit von Magnum Photos und Ärzte ohne Grenzen/ Médecins Sans Frontières (MSF) ist aus Begegnungen entstanden. Begegnungen inmitten von Krisen, sowohl in den entlegensten Teilen der Welt als auch in Gebieten, aus denen internationale Medien Bericht erstatten. So trafen Fotografinnen und Fotografen 1976 während des libanesischen Bürgerkriegs in Beirut auf die Teams von Ärzte ohne Grenzen. Ein anderes Mal entschlossen sich Ärztinnen und Ärzte der Organisation nach einer Fotoreportage von Raymond Depardon, die im April 1979 in der französischen Illustrierten Paris Match veröffentlicht wurde, zu einem Erkundungseinsatz in der afghanischen Provinz Nuristan. Humanitäre Einsatzkräfte und Fotojournalistinnen und -journalisten haben viel mehr gemeinsam als ethische Werte: Genauso sind ihr Engagement, ihre Unabhängigkeit und ihre Überzeugung die treibende Kraft hinter ihrem Handeln. Sie alle wollen vor Ort sein und die Realität der Konflikte, Epidemien und Naturkatastrophen mit eigenen Augen und Ohren erleben, um als Augenzeugen und Sprachrohr für die betroffenen Menschen tätig zu werden.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Ärzte ohne Grenzen blicken Magnum Photos und MSF auf fünf Jahrzehnte voller Krisen zurück und reflektieren anhand von Fotos und Worten derjenigen, die diese Ereignisse miterlebt haben, die schwierige Aufgabe der Hilfeleistung und öffentlichen Stellungnahme. Es handelt sich um Krisen der Vergangenheit, die auf den Bildern aus den Archiven von Magnum Photos zu sehen sind, und um Krisen der Gegenwart, die dieses Jahr von Fotografinnen und Fotografen in Bildern festgehalten wurden. 

Vom nigerianischen Biafra-Krieg – der zur Gründung von Ärzte ohne Grenzen führte – bis hin zum täglichen Leben der Menschen in den Flüchtlingslagern in Griechenland und Kenia heute: Die Bilder erzählen an erster Stelle Geschichten über Menschen. Seit 50 Jahren stehen die humanitären Helferinnen und Helfer und die Fotografinnen und Fotografen, jeweils auf ihre Art, den von den Krisen betroffenen Menschen bei. Sie sind Zeugen der Schwierigkeiten, mit denen die Bevölkerungen vor Ort konfrontiert sind, aber auch der Kraft, die sie aufbringen, um eine Art Normalität wiederzufinden und eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Solidarität bedeutet genau das: da sein und damit gegen Schweigen und Gleichgültigkeit ankämpfen. 

«Unsere Aufgabe ist es, Menschen in Krisensituationen zu helfen. Unsere Aufgabe ist es nicht, zu kämpfen. Unsere medizinische Hilfe für Menschen in Not ist ein Versuch, sie gegen die Aggression, der sie ausgesetzt sind, zu verteidigen. Humanitäre Hilfe ist mehr als pure Grosszügigkeit oder Nächstenliebe. Ihr Ziel besteht darin, Nischen der Normalität inmitten des Chaos herzustellen. Über materielle Unterstützung hinaus versuchen wir, den Menschen dabei zu helfen, ihre Rechte und Würde wiederzuerlangen. Als unabhängige Freiwilligenorganisation verpflichten wir uns, Menschen in Not direkte medizinische Hilfe zu bringen. Aber wir arbeiten nicht in einem luftleeren Raum und wir sprechen nicht in den Wind, sondern wir wollen Unterstützung anbieten, Veränderung provozieren und Ungerechtigkeit anprangern. Unser Handeln und unser Reden verstehen wir als einen Akt der Entrüstung, der Weigerung, Angriffe auf die Würde Anderer zu akzeptieren.»
— James Orbinski, Friedensnobelpreisrede 1999

Ärzte ohne Grenzen/ Médecins Sans Frontières (MSF) ist eine 1971 gegründete internationale medizinische Nothilfeorganisation und Nichtregierungsorganisation, die dort Hilfe leistet, wo Menschenleben bedroht sind.

Magnum Photos ist eine weltbekannte Fotografengenossenschaft, die einige der bemerkenswertesten und aussergewöhnlichsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Fotografie repräsentiert und seit den 1930er Jahren jedes grosse internationale Ereignis dokumentiert hat.

Haben Sie noch Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne unter: 50years.GVA@geneva.msf.org

Äthiopien, 1983

Äthiopien, 1983

© Chris Steele-Perkins / Magnum Photos